Sonnenaufgang fotografieren: 7 Tipps zu Kameraeinstellungen und Bildkomposition

Ihr möchtet gern den Sonnenaufgang fotografieren und seid Euch unsicher, welche Kameraeinstellungen Ihr am besten nutzt? Hier beschreibe ich Euch, wie ich vorgehe, wie ich so ein morgendliches Shooting plane, worauf ich dabei achte und welche Einstellungen ich schlussendlich dazu nutze.

Blaue Stunde fotografieren am Dreifelder WeiherDas Fotografieren am Morgen lohnt sich zumeist schon ab der Dämmerung knapp eine Stunde vor Beginn des Sonnenaufgangs. Oftmals kann man Bodennebel einfangen, Gewässer liegen noch still und glatt vor einem und sind nicht von Wind aufgewühlt und alles erscheint in einem weichen Licht voller Zauber.

Da zum Sonnenaufgang stets weniger Wind herrscht als zum Sonnenuntergang, ist gerade an Gewässern der Aufgang der Sonne zu bevorzugen!

  1. Planung zur Fotografie des Sonnenaufgangs
    Wichtig ist, einen Standort zu finden, an dem man die Sonne auch gut sehen kann. Es wäre sicherlich unpraktisch, wenn Ihr an einem See steht, die Sonne aber seitlich oder gar im Rücken aufgeht.
    Deshalb schaue ich mir grundsätzlich schon vorab auf einer Karte wie „opentopomap“ oder ähnlichem an, wo ein guter Standort ist. Die opentopomap hat den Vorteil, dass sie Isohypsen, also Höhenlinien anzeigt. Zudem können auf dieser Karte Wanderwege gut gefunden werden.
    Sehr gerne fotografiere ich Sonnenaufgänge mit Wasser im Vordergrund: An einem Teich oder See.
    Alternativ ist auch der Blick von einer leichten Anhöhe mit Aussicht perfekt. Natürlich stets mit Blick Richtung Osten…
    Für die genaue Bestimmung der Richtung des Sonnenaufgangs nutze ich oft die App „Sun Surveyor“. Sie kostet ein kleines bisschen etwas, das lohnt sich aber auf jeden Fall. Auf weitere Funktionen dieser App gehe ich in einem gesonderten Bericht ein.Sonnenaufgang fotografieren zur Zeitumstellung im FrühlingWichtig ist auch die Uhrzeit des Sonnenaufgangs. Das lässt sich leicht über eine Wetterapp oder über eine Suchmaschine erkunden.
    Perfekt ist es im Frühling, kurz nachdem die Uhr auf Sommerzeit umgestellt ist oder im Herbst kurz bevor die Uhr auf Winterzeit gestellt wird: So kann man am längsten „ausschlafen“.Klar gilt: Wer seinen inneren Schweinehund überwinden kann und sich früh auf die Socken macht, der hat schon die halbe Miete.Der Weg zum Ziel: Ich plane die Abfahrtszeit und schaue mir auch schon vorab an, wo ich parken kann. Eventuell muss ich noch einen kleinen Fußweg mit einplanen.
  2. Das Kameraequipment für das Fotografieren des Sonnenaufgangs
    Bereits am Abend zuvor packe ich stets meinen Fotorucksack:

    • Kamera mit vollem Akku.
      Oftmals ist es morgens noch kühl – Akkus dementsprechend schneller leer. Also gilt: Aufladen ist angesagt! Einen Ersatzakku dabei zu haben, kann natürlich nicht schaden.
    • Speicherkarte und Ersatzspeicherkarte – man weiß ja nie…
      Es ist wirklich sehr ärgerlich, wenn der Fotograf parat steht und die Speicherkarte fehlt. Passiert den besten Fotografen mal…
    • Stativ und Stativplatte für die Kamera
      Wer mit zu hohen ISO-Werten einen Sonnenaufgang aus der Hand fotografiert, der wird sich anschließend über die schlechte Qualität der Bilder ärgern. Deshalb nehme ich auf jeden Fall ein stabiles Stativ mit. Ihr braucht es auf jeden Fall während der blauen Stunde vor Sonnenaufgang.
    • Objektive:
      Ich habe zumeist ein Weitwinkel 16 – 35mm, ein Normalobjektiv 24-70mm und ein Tele 70-200mm dabei.
      Das Normalobjektiv nutze ich in der Regel kurz vor dem Sonnenaufgang und auch während des Aufgangs. Das Teleobjektiv nutze ich eventuell für Detailaufnahmen in der blauen Stunde vor dem Sonnenaufgang und das Weitwinkel ist richtig praktisch für „Sonnensternbilder“ kurz nach Sonnenaufgang.
      Das ist natürlich nur so eine grobe Richtung – welches Objektiv ich nutze, entscheide ich nach den vorhandenen Gegebenheiten ganz individuell vor Ort.
    • Handschuhe
      Im Frühjahr und auch im Herbst kann es zum Sonnenaufgang fotografieren empfindlich kühl sein. Als Fotograf bewegen wir uns zumeist nicht sehr viel und kühlen leicht aus. Das darf man nicht unterschätzen, wenn der Spaß nicht verloren gehen soll. Auch eine Kapuze oder eine Mütze können echt nützlich sein. Ich beobachte auch immer wieder, dass kurz nach Sonnenaufgang oftmals ein leichter Wind anfängt zu wehen.
    • Fernauslöser oder App zum Fernauslösen der Kamera
      Handy oder Fernauslöser nicht vergessen: Schon das manuelle Auslösen der Kamera kann sonst zu Verwacklungen führen – erst recht, wenn man nur ein leichtes „Reisestativ“ verwendet.
  3. Vor Ort ankommen und Location sichten
    Bin ich erst einmal vor Ort angekommen, setze ich meinen Fotorucksack ab und schaue mich erst einmal in Ruhe ganz genau um. Ich überlege, was genau das Faszinierende an diesem Ort ist, was springt in Auge? Ist es der tolle See mit den Nebelschwaden und den Enten, ist es der Berg im Hintergrund oder eine tolle Baumgruppe, die eine Silhouette bildet? Wie sieht der Himmel aus, ist er „leer“ oder mit ein paar tollen Wolken, die vielleicht schon das bald aufgehende Licht reflektieren? Was sehe ich im Vordergrund, sind es Pflanzen, die als unscharfer Bildrahmen dienen könnten oder liegen da ein paar größere Steine, die den Fokus auf sich ziehen? Steine und Felsen mag ich morgens ganz besonders gern, denn sie reflektieren das farbige Licht und kommen gern kontrastreich im Bildvordergrund rüber.
    Nach meiner Sichtung habe ich bereits mehrere Motivideen im Kopf und fange an sie umzusetzen.
    Je nachdem, ob der Himmel eine Wolkenstruktur zeigt und klasse aussieht oder nicht, wähle ich als Bildausschnitt entweder mehr Himmel oder mehr Vordergrund.
  4. Kameraeinstellungen für eine gute Tiefenschärfe und Belichtung vor Sonnenaufgang
    Sonnenaufgang am Dreifelder Weiher im WesterwaldFür eine gute Tiefenschärfe fokussiere ich auf ein Objekt mindestens 5m entfernt von mir entfernt. Falls das Objekt doch näher sein sollte, dann schließe ich die Blende etwas.
    Ich nutze in der Regel die Blendenautomatik:
    Blende zwischen f/8 und f/11, ISO auf 100
    Die Belichtungszeit überlasse ich der Kameraautomatik, allerdings setze ich auf eine leichte Überbelichtung, solange die Sonne noch nicht da ist. So versinkt der Vordergrund nicht zu tief im Schwarz. Das ist besonders wichtig, wenn kein Wasser im Vordergrund ist das die Szenerie aufhellen könnte.
    Die Belichtungszeit könnt Ihr nur für Landschaftsaufnahmen der Kamera überlassen. Sobald Ihr einen Vogel oder ähnliches fotografieren möchtet, muss die Belichtungszeit fest eingestellt werden: Manueller Modus, 1/500 (je nachdem, wie schnell sich das Objekt bewegt und wie weit es entfernt ist), Blende ganz auf machen und ISO anpassen.
  5. Kameraeinstellungen zum Sonnenaufgang fotografieren
    Vorsicht, sobald die Sonne aufgeht, muss man schnell handeln: Das Sonnenlicht beeinflusst die Belichtung ganz extrem und ich setze dann eher auf eine Unterbelichtung, damit die Sonne nicht völlig überstrahlt.
    Immer wieder verändere ich meinen Standpunkt und die Perspektive. Denn nichts ist am Ende ärgerlicher, als wenn man hunderte von fast gleichen Fotos am PC sortieren muss.
    Ich schaue, wo sich bodennahe Perspektiven – vielleicht inmitten schöner Gräser – verwirklichen lassen, dann, wo ein hoher Standpunkt den Blick in die Weite richten kann. Ich wechsle das Objektiv und nehme auch ein paar Detailbilder in den Fokus. Schaut, wo das Sonnenlicht die Blätter leuchten lässt und umrahmt damit Euren Bildausschnitt.
  6. Sonnenstern fotografieren kurz nach Sonnenaufgang
    Sonnenstern fotografieren: 7 Tipps zu Kameraeinstellungen und BildkompositionIst die Sonne erst einmal da und alles in goldenes Licht getaucht, dann suche ich mir zumeist nahe Objekte wie Bäume, Büsche, Zaunpfähle oder ähnliches, um die Sonnenstrahlen daran zu brechen. Die Blende schließe ich etwas je nach Geschmack zwischen Blende f/11 und Blende f/16.
    So entstehen vor allem bei klarem Wetter wunderschöne Sonnensterne, die bis in den nahen Vordergrund hineinstrahlen.
    Vorsicht: Das Objektiv und auch der Sensor sollten für diese Aufnahmen wirklich gut geputzt sein, sonst ärgert man sich über Flecken, die nur sehr mühsam bis gar nicht nachträglich retuschiert werden können.
  7. Fotografieren während der goldenen Stunde
    Das Licht der goldenen Stunde eignet sich ganz besonders gut für die Aufnahme von Blumen und Blüten. Die Farben kommen warm und kräftig heraus, das Licht ist aber noch weich und nichts versinkt in zu tiefen Schatten.
    Wenn sich also die Gelegenheit dazu bietet, dann halte ich zum Schluss noch nach Blumen Ausschau.
    Auch Tiere auf der Weide lassen sich jetzt besonders hübsch im Gegenlicht einfangen. Das Licht beleuchtet nun besonders schön die Umrisse im Tierfell.

Jetzt sind auf jeden Fall eine Menge Bilder „im Kasten“ und ich freue mich schon auf das Sichten am PC. Zur ersten Sortierung und den Grundeinstellungen nutze ich das Adobe-Programm Lightroom.
Wie ich in der Nachbearbeitung dann noch das beste aus den Rohdateien heraushole, beschreibe ich demnächst in einem weiteren Artikel.

Möchtet Ihr noch intensiver üben zum Thema Sonnenaufgang fotografieren? Dann macht doch mit bei einem meiner Fotoworkshops. Hier üben wir gemeinsam und ich kann Euch über die Schulter schauen und Tipps geben. Hier gibt es nähere Infos:
Fotoworkshops mit Britta Hilpert

Ich wünsche Euch ganz viel Spaß bei Eurem nächsten Ausflug zum Sonnenaufgang fotografieren. Gerne könnt Ihr mir eine Rückmeldung dazu geben!

 

Blaue Stunde am Dreifelder Weiher im WesterwaldDreifelder Weiher Westerwald im MorgengrauenMorgengrauen am Dreifelder WeiherSonnenaufgang fotografieren lernen: Sonnenaufgang am Dreifelder WeiherSonnenaufgang fotografieren lernen